Montag, 5. Juli 2010

Elektronisch unterrichten muss wohl doch sein

"Internet macht nicht dümmer" so titelt die Süddeutsche Zeitung von heute im Feuilleton. Natürlich, ob "Druckerpresse, Zeitungen, Taschenbücher oder Fernsehen - sie alle erklärte man zu Bedrohungen für die geistige Leistungskraft und die Charakterstärke ihrer Konsumenten", schreibt Steven Pinker, Professor für Psychologie in Harvard, wohl nicht ganz zu Unrecht. Den häufig gezogenen Schluss daraus aber, dass Präsentationsprogramme, Suchmaschinennutzung und die Nutzung von Twitter unsere Intelligenz schmälerten, weist er weit von sich.

"Würden elektronische Medien die Intelligenz gefährden, so müsste die wissenschaftliche Qualität längst ins Bodenlose stürzen. Aber neue Entdeckungen und Erfindungen entstehen mit der Geschwindigkeit von Fruchtfliegen; der Fortschritt ist atemberaubend", so Pinker weiter. Ganz klar, dass man durch Musik eben nicht besser in Mathematik wird und durch Latein eben nicht zwangsläufig ein logisch denkendes Genie. Ein erstes Fazit: "Die Effekte, die der Konsum elektronischer Medien hat, sind also wahrscheinlich begrenzter, als die Ängste vor ihnen vermuten lassen würden." Statt über immer neue elektronische Ablenkung zu lamentieren, sollten wir lieber auf Selbstkontrolle setzen und zu "intellektueller Tiefgründigkeit" ermuntern. Welcher überzeugte Lehrer würde hier nicht laut Hurra schreien wollen? Denn diese Selbstkontrolle (auch im Umgang mit immer neuen Medien) und intellektuelle Tiefgründigkeit muss intensiv gelernt werden, nicht nur, aber auch mit elektronischen Medien.

Pinker schließt mit einem Aufruf an alle, die Wissen und Können vermitteln wollen: "Zum Glück helfen uns Internet und Informationstechnologien dabei, unseren kollektiven intellektuellen Output zu bewältigen[...]. Diese Technologien sind weit davon entfernt, uns dumm zu machen, ganz im Gegenteil: einzig durch sie werden wir klug bleiben." Auch elektronisch unterrichten ist in jeder Hinsicht sinnvoll. Immer wieder mal!